Heute geht es darum, was ich am allerwichtigsten in einer bindungsunsicheren Beziehung finde. Im letzten Beitrag bin ich kurz auf die Verteilung der Bindungsstile in unserer Gesellschaft eingegangen. Dabei ist es mir wichtig zu betonen, dass es Zwischenstufen gibt und die Abgrenzung nicht immer sehr deutlich ist. Erfahrungsgemäß zeigt sich, dass sich sicher gebundene Personen häufig in einer Partnerschaft mit einem ebenso sichergebundenen Menschen befinden. Auch die Studie von Waldmann (2006) hat die Kompatibilität der Bindungsstile in einer Beziehung untersucht. Demzufolge sind ängstlich gebundene Personen häufig mit vermeidenden Bindungstypen in einer Beziehung, während desorganisierte Bindungstypen ebenfalls häufig zusammen sind.
In diesem Beitrag möchte ich mich auf die Beziehung zwischen Personen mit unsicher ambivalentem Bindungsstil und vermeidendem Bindungsstil konzentrieren. Diese Beziehungskonstellation ist unglaublich anstrengend, da hier ein fast dauerhafter Konflikt in der Nähe/Distanz-Dynamik beobachtet werden kann. Die Person mit Verlustängsten sucht nach Bestätigung und Liebe und ist fast dauerhaft in einem Stresszustand. Die vermeidende Person hingegen fühlt sich eingeengt und fühlt sich im Wunsch nach Freiraum nicht gesehen.
Abgesehen davon, dass es sehr wichtig ist auch in solch einer Beziehungskonstellation eine solide Kommunikationsbasis zu haben, sollte über die jeweiligen Bedürfnisse gesprochen werden.
Eins vorweg: Wenn du unter einem unsicheren Bindungsstil leidest, wirst du diesen in einer neuen Beziehung nicht einfach los. Dieser kann sich eventuell nur anders äußern - vielleicht mit Eifersucht, klammerndem Verhalten, Vermeidung von Verantwortung, einem übertriebenen Bedürfnis nach Sex oder auch kaum vorhandener Lust. Deswegen ist es wichtig, dass du nicht nur für deinen Partner oder die Beziehung, sondern auch für dich an deiner Unsicherheit arbeitest.
Kommen wir nun zu den Aspekten, die ich in einer unsicher gebundenen Beziehungskonstellation am wichtigsten finde:
Nervensystem regulieren
In akuten Stresssituationen gerät dein Körper in Alarmbereitschaft. Du kennst das sicherlich aus dem Alltag: Du stolperst auf der Treppe mit einem Tablett voll Gläsern in den Händen. Dein Körper reagiert blitzschnell! Adrenalin wird ausgeschüttet, deine Atmung wird flach, dein Blutdruck steigt. Dies liegt an unserem "Reptilienhirn", das für die instinktive Reaktion auf gefährliche Ereignisse sorgt - Angriff, Flucht oder Totstellen.
Speichern wir nun durch ein Trauma eine Situation als potentielle Gefahr ein, reagieren wir zukünftig in ähnlichen Situationen mit unserem Überlebensinstinkten: Kampf, Flucht oder Totstellen.
Definition Trauma nach DSM IV: "Die Person erlebte oder beobachtete ein oder mehrere Ereignisse, in der potentielle oder reale Todesbedrohungen, ernsthafte Verletzung oder eine Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit bei sich oder anderen geschah und reagierte mit intensiver Furcht, Hilflosigkeit oder Schrecken."
Wie sieht es nun in unserer Beziehung aus? Erleben wir in der Kindheit oder auch im Erwachsenenalter eine traumatische Situation mit unseren Bezugspersonen, können wir auch viele Jahre später getriggert werden. Wir verletzen uns zum Beispiel oder erschrecken uns als kleines Kind so sehr, dass wir emotional mit Panik, Angst und Weinen reagieren und unsere Eltern trösten uns nicht. Da es vielleicht aus einer erwachsenen Perspektive als harmlos eingeschätzt wird, erleben wir eine massive Enttäuschung und Angst, nicht beschützt zu werden.
Aus diesem Grund ist es unglaublich wichtig, Maßnahmen zu entwickeln, um das eigene Nervensystem selbstständig beeinflussen bzw. runterregulieren zu können. Abonniere gerne meinen Blog, wenn du in einem zukünftigen Beitrag mehr dazu wissen möchtest.
Kommunikation mit dem Partner*
Natürlich ist es kurzfristig wichtig, das eigene Nervensystem zu regulieren, aber auch dein Partner kann dich dabei unterstützen. Dies gelingt jedoch nur mit einer gelungenen Kommunikation. Kannst du deinem Partner nicht mitteilen, wie er dir dabei helfen kann, einen sicheren Beziehungsstil zu entwickeln, wirst du es sehr viel schwerer haben. Zudem können Worte viel bewirken. Oftmals sind klare Absprachen, eine klare und direkte Kommunikation sowie Bedürfnisorientierung notwendig. Ihr wisst (noch) nicht wie? Vielleicht hilft euch mein Grundlagenwebinar zum Thema Kommunikation in der (Paar-)Beziehung.
Bedürfnisse und Wünsche erkennen und äußern
Doch die allerbeste Kommunikation wird euch nichts nützen, wenn IHR SELBST nicht wisst, wie es euch geht. Kannst du deine Gefühle klar benennen? Kannst du statt Vorwürfen klare Wünsche an deinen Partner äußern? All das ist super wichtig, wenn es darum geht, wie ihr als Paar eine gesunde und stabile Beziehung und Bindung aufbauen könnt. Jedes Gefühl darf da sein und hat eine Berechtigung. Gefühle sind dann erst für die Beziehung konstruktiv, wenn du das Bedürfnis, das dahinter steckt, auch erkennen und kommunizieren kannst. Fällt es dir noch sehr schwer, deine Gefühle zu benennen und deine Bedürfnisse zu erkennen? Du bist nicht alleine damit. Wenn du dich und deinen Partner besser verstehen möchtest, melde dich gerne bei meinem Newsletter an und bleib dran.
Denn du bist es wert eine gesunde Beziehung zu führen!
Deine Katharina
Quellen:
Waldmann, A. (2006) Bindungsstile als Determinanten von Behandlungserfolg auf einer Psychotherapiestation für Patienten mit Persönlichkeits- und Belastungsstörungen. Eine prospektiv-naturalistische Studie. Universität Hamburg.
Diagnostisches und statistisches Handbuch für psychische Störungen: DSM-5. 5th ed., American Psychiatric Association, 2013. DSM-V , doi-org.db29.linccweb.org/10.1176/ appi.books.9780890425596.dsm02 .
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