Wie wir Beziehungen erleben, führen und wahrnehmen, hängt maßgeblich von unserem Bindungsstil und unseren Beziehungserfahrungen ab. Warum ist das so? Wir Menschen sind soziale Lebewesen. Schon als Säugling müssen wir die Erfahrung machen, dass wir ohne Eltern, Mitmenschen oder Bezugspersonen sterben würden. Eine Bindung aufzubauen ist uns gewissermaßen in die Wiege gelegt worden. Als hilfloses Baby sind wir von der Fürsorge, Liebe und Zuneigung der Bezugspersonen abhängig. Wer das grausame Experiment von Kaiser Friedrich II kennt, weiß, dass Babys ohne Zuneigung und Zuwendung trotz Verpflegung sterben. Diese Urangst steckt tief in uns, um unser Überleben zu sichern. Babys können nur schreien, um auf sich aufmerksam zu machen. Wenn wir in diesem frühen Entwicklungsstadium Ohnmacht und sogar Todesangst erleben, weil uns Zuneigung und Aufmerksamkeit verwehrt werden, speichert sich tief in uns die Überzeugung ab, dass wir uns auf niemanden verlassen können. Vielleicht auch, dass wir uns der Zuneigung und Liebe nie sicher sein können. Doch nicht nur als Säugling können wir solche prägenden Erlebnisse haben. Auch Liebesentzug in der Kindheit kann uns das Gefühl geben, dass Liebe wehtun kann und nicht bedingungslos ist. An dieser Stelle könnte ich noch weiter ausholen und erklären, warum wir vor allem Situationen, die mit starken Gefühlen verbunden sind, stärker abspeichern. Aber das könnte ich in einem anderen Beitrag erläutern!
In welchem Alter wir welche Bindungserfahrungen machen, beeinflusst auch unser späteres Bindungsverhalten in Beziehungen. Doch auch schwere Vertrauensbrüche und traumatische Beziehungserfahrungen im Erwachsenenalter können unseren Bindungsstil beeinflussen. Bei meiner Arbeit ist es immer wichtig, herauszufinden, wo die Ursprünge der Ängste liegen. Manchmal sind es viele, manchmal ein konkretes Erlebnis. Doch all diese Situationen prägen Glaubenssätze und Muster in uns, die es aufzulösen gilt. Wenn ein Mensch seit seiner Kindheit die Überzeugung hat, dass es besser ist, alleine zu sein, weil Liebe schmerzt, wird es schwer für ihn sein, eine Beziehung zu führen oder gar eine zu finden. Jeder von uns hat unterschiedliche Bindungserfahrungen gemacht. Nur wenn wir Verständnis für uns selbst und unseren Partner entwickeln, können wir offen an diesen Themen arbeiten.
Wenn du herausfinden möchtest, welchem Bindungstyp du angehörst, kannst du gerne meinen kostenlosen Bindungstypen Test.
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